(Foto: Hindernisfreie Architektur)
Erschliessung des Gebäudes. Die Rampe als Hauptdarstellerin. Die Casa agli Orti ist im Wohnquartier Solduno am Stadtrand von Locarno gelegen. Der Neubau wurde auf einem Grundstück mit ehemaligen Schrebergärten errichtet und fügt sich durch seine Proportionen und seine Unaufdringlichkeit in die Umgebung ein, wobei einzelne architektonische Details herausragen. Als markantes Gestaltungselement ist die Rampe zu nennen, die der hindernisfreien Erschliessung Ausdruck gibt und gleichzeitig den Gebäudeeingang innerhalb des einheitlichen Fassadenrasters betont.
(Foto: Hindernisfreie Architektur)
Erschliessung des Gebäudes. Ankommen und Verweilen ohne Eile. Über die Rampe gelangt man in die gedeckte Eingangszone, die sich als Terrasse zum Garten hin öffnet. Für Personen im Rollstuhl gibt es ausreichend Platz, um zu manövrieren, und die Tür kann in aller Ruhe und geschützt vor Witterungseinflüssen bedient werden.
(Foto: Hindernisfreie Architektur)
Erschliessung des Gebäudes. Schlicht gehalten und übersichtlich organisiert. In die Wandkonstruktion integrierte Briefkastenanlagen sind die bevorzugte Lösung im Konzept des hindernisfrei - anpassbaren Wohnungsbaus. Im Gegensatz zu vorgehängten Briefkästen behindern sie nicht den Manövrierraum von Personen im Rollstuhl und stellen keine Gefahrenquelle für Menschen mit Sehbehinderungen dar. Die oberste Kante der untersten Briefkastenreihe befindet sich in einer Höhe unter 1,10 m und ist somit im Sitzen erreichbar. Die Klingelanlage hat auf beiden Seiten genügend Platz, um mit dem Rollstuhl heranzufahren, ist aber leider zu hoch angebracht, um im Sitzen erreicht werden zu können. Nach SIA 500 sind alle Bedienungselemente auf einer Höhe von 80 cm und 110 cm anzubringen. Bei handbetätigten Drehflügeltüren ist bei einem Freiraum von mindestens 60 cm genügend Platz, um mit einem Rollstuhl an die Tür heranfahren zu können, was in diesem Fall zutrifft.
(Foto: Hindernisfreie Architektur)
Erschliessung des Gebäudes. Über die eigenen vier Wände hinaus etwas bewirken.
In Anlehnung an die frühere Nutzung als Gemeinschaftsgarten wurde ein Teil des Grundstücks für gärtnerische Aktivitäten reserviert. Jede Wohnung verfügt über ein eigenes Gemüsebeet. Wohnumfeldbezogene Angebote wie diese spielen eine wichtige Rolle für die Wohnqualität, da sie die gesellschaftliche Teilhabe fördern und Möglichkeiten bieten, über die eigenen vier Wände hinaus aktiv zu werden und sich etwas anzueignen. Gerade Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, profitieren sehr von solchen Möglichkeiten. Deshalb ist es so wichtig, die Hindernisfreiheit über die Wohnung hinaus immer mitzudenken. Wären die Hochbeete im Bild zwischen 70 und 80 cm hoch, könnten auch Menschen im Rollstuhl ihren grünen Daumen ausleben...
(Foto: Hindernisfreie Architektur)
Erschliessung des Gebäudes. Zu viele Steine auf dem Weg...
Dieser Schotterboden ist nicht nur unangenehm zu begehen, sondern mit Rollstuhl, Rollator und Kinderwagen überhaupt nicht befahrbar. Eine mögliche Lösung wäre der Ersatz durch einen stabilisierenden wassergebundenen Naturbelag mit minimaler Brechsandabstreuung. Eine solche Massnahme verbunden mit etwas grosszügigeren Bewegungsflächen würden vermutlich alle begrüssen.
(Foto: Hindernisfreie Architektur)
Erschliessung bis zur Wohnung. Genügend Freiraum zwischen den Dingen. Mit dem Rollstuhl von beiden Seiten an den Ruftaster heranfahren und sich für das Einfahren in die Kabine positionieren - kein Problem dank genügend freier und ebener Bewegungsfläche vor dem Aufzug und günstiger Positionierung des Ruftasters mit genügend beidseitigem Freiraum. Detaillierte Angaben zu rollstuhlgerechten Aufzugsanlagen sind im Merkblatt 020 «Aufzugsanlagen» enthalten.
(Foto: Hindernisfreie Architektur)
Erschliessung bis zur Wohnung. Hindernisfreiheit als architektonisches Konzept.
Beginnend mit einer Rampe am Hauptzugang des Gebäudes setzt sich das stufenlos durchdachte Erschliessungskonzept über eine schwellenlose Wohnungseingangstür ohne Wechsel des Bodenbelags und mit ausreichender Durchgangsbreite bis in die Wohnung fort. Mit einer Planet Absenkdichtung werden hier die Anforderungen an den Schall- und Brandschutz erfüllt.
(Foto: Hindernisfreie Architektur)
Erschliessung bis zur Wohnung. Achtung Sturzgefahr! Der Abstand zwischen dem Türdrücker und dem Treppenabgang ist hier leider zu gering. Damit Personen im Rollstuhl den Türdrücker sicher erreichen und die Tür betätigen können, muss der Abstand mindestens 60 cm betragen. Im Bedarfsfall sollte diese Tür deshalb unbedingt automatisiert werden.
(Foto: Hindernisfreie Architektur)
In der Wohnung. Nicht noch mehr, sondern noch besser!
Hindernisfrei – anpassbarer Wohnungsbau hat nichts mit zu vielen Quadratmetern zu tun, sondern mit intelligenter Raumorganisation: In dieser kompakten Zwei-Zimmer-Wohnung gibt es ein ausgewogenes Verhältnis von geschlossenen Rückzugsräumen und halboffenen Kommunikationsbereichen, ausreichende Durchgangsbreiten und schwellenlose Übergänge mit einer Mindestbreite von 80 cm. Das Ergebnis ist eine geräumige Wohnung, die von Menschen in verschiedenen Lebenslagen bewohnt und besucht werden kann. Mit relativ geringem Aufwand können individuelle Anforderungen problemlos angepasst werden.
(Foto: Hindernisfreie Architektur)
In der Wohnung. Keine Sonderlösung, sondern ein durchdachter Standard.
Ausreichend Bewegungsfläche und eine geschickte Anordnung von Spüle und Kochfeld mit durchgehender Arbeitsfläche sind die Grundvoraussetzungen dafür, dass sich auch Personen im Rollstuhl in dieser L-förmigen Küche zurechtfinden. Darüber hinaus ist eine Anpassung der Küche an individuelle Anforderungen ohne weiteres möglich. Die Durchreiche ist insbesondere für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen eine Erleichterung im Alltag, da sie ihre Speisen nicht mehr in den wohnraumseitigen Essbereich tragen müssen.
(Foto: Hindernisfreie Architektur)
In der Wohnung. Minimale Eingriffe reichen aus.
Bei einer bodengleichen Dusche oder einer flachen Duschwanne mit einer Schwellenhöhe von weniger als 25 mm, wie hier, genügt es, die Glasabtrennung zu entfernen und gegebenenfalls zusätzliche Haltegriffe anzubringen, um die Dusche rollstuhlgerecht anzupassen. Vor dem WC ist genügend Platz, um mit dem Rollstuhl heranzufahren und umzusteigen. Idealerweise wird das WC in einer Raumecke mit einem Achsabstand von 45 cm zur Wand aufgestellt, um bei Bedarf einen feststehenden Haltegriff an der Seitenwand anbringen zu können. In diesem Fall können aber auch klappbare Haltegriffe auf beiden Seiten des WCs nachgerüstet werden.
(Foto: Hindernisfreie Architektur)
In der Wohnung. Es gibt Lebenslagen, in denen ein Richtungswechsel ansteht.
Eines der wenigen Grundsätze des anpassbaren Wohnungsbaus sind ausreichende Durchgangsbreiten, bei Türen mindestens 80 cm. Ein weiterer Grundsatz ist die stufenlose Zugänglichkeit. Beides ist hier erfüllt. Damit eine Person im Rollstuhl den Türgriff erreichen und die Tür betätigen kann, sollte seitlich neben dem Türgriff ein Freiraum von mindestens 60 cm vorhanden sein. Da im Sanitärbereich oft nicht genügend Platz vorhanden ist, sollte die Tür im Bedarfsfall nach aussen aufschlagend umgebandet werden können.
(Foto: Hindernisfreie Architektur)
In der Wohnung. Der Wermutstopfen ... Die Casa agli orti entspricht grösstenteils den Grundsätzen des hindernisfrei - anpassbaren Wohnungsbaus. Umso bedauerlicher ist es, dass ausgerechnet einer der neuralgischen Punkte - die Schwelle der Balkontür - mit dem Rollstuhl praktisch unpassierbar ist. Ihre Höhe, gemessen vom Innenboden, liegt deutlich über dem Grenzwert von 25 mm. Dabei würden sich die witterungsgeschützte Lage und die vorhandene Konstruktion mit Hohlraumboden geradezu für eine schwellenlose Lösung anbieten. Für Neu- und Umbauten bieten heute die meisten Fensterhersteller rollstuhlgängige Lösungen in ihrem Standardsortiment an. Weitere Angaben und Konstruktionsdetails sind im Merkblatt 031 «Fenstertürschwellen» enthalten.
(Foto: Hindernisfreie Architektur)
In der Wohnung. Fenstertürschwellen mit einem Absatz von mehr als 25 mm über dem Aussenboden sind gemäss der SIA-Norm 500 zulässig, wenn der Aussenboden im Bedarfsfall auf die erforderliche Höhe angepasst werden kann und die Höhe des Balkongeländers weiterhin den gesetzlichen Anforderungen an die Absturzsicherheit entspricht.
(Foto: Hindernisfreie Architektur)
In der Wohnung. Für alle Lebenslagen gerüstet. So proportioniert, dass er den Anforderungen des hindernisfrei - anpassbaren Wohnungsbaus entspricht, kann dieser Individualraum während der gesamten Wohnbiografie auf vielfältige Weise genutzt werden, wobei der notwendige Freiraum für das Manövrieren mit dem Rollstuhl stets gewährleistet ist.
(Foto: Hindernisfreie Architektur)
Gemeinschafts- und Nebenräume. Nicht nebensächlich! Ohne Stufen zu erreichen, ein schwellenloser und ausreichend breiter Durchgang und Bewegungsraum auch für Personen im Rollstuhl. Ebenso sorgfältig wie die Wohnungen wurde auch der Trockenraum unter dem Gesichtspunkt der Hindernisfreiheit geplant.
(Foto: Hindernisfreie Architektur)
Gemeinschafts- und Nebenräume. Stauraum ohne Grenzen. Stufenlos erreichbar und grosszügig bemessen, bietet dieser Kellerraum Platz für all die vielen kleinen und grossen Dinge. Menschen mit eingeschränkter Mobilität werden diese Möglichkeit schätzen, um Ersatz- oder zeitweise nicht benötigte Gehhilfen, Zweitrollstühle, etc. zu lagern, für die in der Wohnung in der Regel kaum Platz ist.
(Foto: Hindernisfreie Architektur)
Gemeinschafts- und Nebenräume. Promenade architecturale limitée… Der Architekturrundgang beginnt stufenlos mit einer Rampe und führt mit dem Aufzug durch alle Wohngeschosse. Leider bleibt Personen im Rollstuhl und mit Rollatoren der Höhepunkt, die gemeinsame Dachterrasse, verwehrt…
(Foto: Hindernisfreie Architektur)
Gemeinschafts- und Nebenräume. …aus hier nicht nachvollziehbaren Gründen wurde der Aufzug nämlich nicht bis auf die Terrasse geführt, was angesichts des Dachaufbaus für Treppenhaus und Technik praktisch ohne nennenswerte Mehrkosten und mit geringstem Platzbedarf möglich gewesen wäre, da bei modernen Aufzugsanlagen die heute viel kompakteren Antriebe in der Regel im Schacht untergebracht sind. Hier wurde eine Chance vertan!
(Foto: Hindernisfreie Architektur)
Parkierung. Lichtung im Stützenwald. Für viele Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, stellt das Auto ein wichtiges Verkehrsmittel im Alltag dar. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass ausreichend Plätze zur Verfügung stehen, die auch von Personen im Rollstuhl genutzt werden können. Es braucht Zeit und Platz, um zwischen Rollstuhl und Autositz zu wechseln und den Rollstuhl und andere Gehhilfen zu verstauen. Umso wichtiger ist es, dass der Abstellplatz neben dem Auto genügend Manövrierraum bietet, möglichst wettergeschützt ist und sich möglichst in der Nähe des Lifts befindet. In dieser Tiefgarage ist dies innerhalb des Stützenrasters problemlos möglich.