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Langensand, Luzern

Adresse:

Bauträgerschaft:

Architektur:


Bauperiode:




Langensandstrasse 91, 93, 95, 6005 Luzern

Baugenossenschaft Pro familia, Luzern

Bestandsbau: Gebüder Schärli Architekten, Luzern

Umbau: Galliker und Riva Architekten, Luzern

Bestandsbau: 1959; Umbau: 2023



(Foto: Hindernisfreie Architektur)


Erschliessung des Gebäudes. Erhalten und erweitern ohne Hindernisse.  

Das Wohnquartier Langensand südlich des Stadtzentrums von Luzern entstand Ende der 1950er Jahre mit den typischen Merkmalen des damaligen Städtebaus. Ursprünglich im Einzelbesitz, gehören die einzelnen Liegenschaften heute verschiedenen Eigentümern. So sind die Gebäude trotz gleicher Typologie heute durch unterschiedliche Modernisierungseingriffe geprägt, was zeigt, dass die jeweiligen Modernisierungsstrategien zeitbedingt sind. Während lange Zeit die Verbesserung des Wärmeschutzes im Vordergrund stand, gibt es heute Strategien, die darüber hinausgehen. Dabei rücken auch zunehmend soziale Nachhaltigkeitsaspekte - und damit gerade die Hindernisfreiheit und die Anpassbarkeit an unterschiedliche Lebenssituationen - in den Fokus, wie der kürzlich erfolgte Umbau im Quartier Langensand zeigt. Hier ist es dank der fruchtbaren Kooperation von Bauherrschaft, Architekt und Behörden gelungen, das bestehende Gebäude rundum hindernisfrei – anpassbar umzugestalten…

(Foto: Hindernisfreie Architektur)


Erschliessung des Gebäudes. Quartieranschluss.

Eine Rampe zur Hauptstrasse erschliesst das Quartier hindernisfrei. Von hier aus sind eine Bushaltestelle und Nahversorgungseinrichtungen gut erreichbar. Der Bau der Rampe dürfte jedoch schon einige Jahre zurückliegen und eine Instandsetzung wäre angebracht. Das Anbringen von beidseitigen, durchgehenden Handläufen würde hier bereits eine grosse Verbesserung bringen.

(Foto: Hindernisfreie Architektur)


Erschliessung des Gebäudes. Bestehende Verknüpfungen pflegen. 

Die Erschliessung der Gebäude erfolgt über Fusswegverbindungen, die durch ausgedehnte Freiflächen führen. Dank der nahezu ebenen Geländeform sind keine Stufen oder größere Steigungen zu überwinden, um die Hauseingänge zu erreichen. Die mit Zementplatten ausgelegten Wege sind aus Sicht der Hindernisfreiheit möglich, da hier die Fugen nicht breiter als 1 cm sind. In diesem Fall müssen lediglich von Zeit zu Zeit die Unebenheiten der einzelnen Platten ausgeglichen und die Überfahrbarkeit der Fugen in Augenschein genommen werden.

(Foto: Hindernisfreie Architektur)


Erschliessung des Gebäudes. Clever überdacht. 

Der Hauptzugang erfolgt über einen überdachten Bereich, der durch zeittypische Elemente wie Pilotis geprägt ist. Neben Fahrradständern ist hier auch ausreichend Platz für verschiedene Mobilitätshilfen, die üblicherweise nur im Freien zum Einsatz kommen, wie z.B. Zugvorrichtungen für Handrollstühle. Gerade für Menschen im Rollstuhl sind solche überdachten Eingangsbereiche zudem eine grosse Erleichterung, da sie nicht gleichzeitig die Tür bedienen, mit dem Rollstuhl manövrieren und einen Regenschirm halten können. 

(Foto: Hindernisfreie Architektur)


Erschliessung des Gebäudes. Hindernisfrei hinein und hinaus. 

Der Hauseingang ist ein entscheidender Übergang - das Verhältnis zwischen Innen und Außen, zwischen verschiedenen Graden von Öffentlichkeit und Privatheit, zwischen Zugang und Nicht-Zugang wird hier festgelegt. Unter dem Gesichtspunkt der Zugänglichkeit sind diese Übergangszonen daher immer ein neuralgischer Punkt. Die Schwelle der neuen Eingangstür mit einer Höhe von weniger als
25 mm ermöglicht das Passieren mit Rollstuhl oder Rollator. Verschiedene Bodenbeläge gliedern hier den Übergang zwischen drinnen und draussen. Einziger Wermutstropfen ist die Platzierung des Klingelschildes. Damit eine sitzende Person die Tasten bedienen kann, muss die Höhe der Sonnerieanlagen zwischen 0.80 m und 1.10 m über dem Boden liegen. 

(Foto: Hindernisfreie Architektur)


Erschliessung des Gebäudes. Nadelöhr.

Die bestehende Eingangssituation wurde beibehalten. Dies hat Vor- und Nachteile. Schwer nachvollziehbar ist z.B. die Lage der Treppe, deren Austritt unmittelbar an die Eingangstür angrenzt. Unter dem Gesichtspunkt der Hindernisfreiheit ist diese Lösung kritisch, da eine Person im Rollstuhl praktisch keinen Manövrierraum hat, um den Türgriff zu erreichen. In diesem Fall sollte die Tür automatisiert werden. Die Höhe der unteren Briefkastenreihe beträgt zwischen 0.80 und 1.10 m, so dass sie auch aus sitzender Position erreicht werden kann. 

(Foto: Hindernisfreie Architektur)


Erschliessung des Gebäudes. Eine Frage der Ausführung und des Unterhalts.

Die Befahrbarkeit von Natursteinbelägen mit dem Rollstuhl oder Rollator kann durch die Materialbearbeitung, die Verlegeart und letztlich durch das Fachwissen der ausführenden Fachleute massgeblich beeinflusst werden. Der hier neu verlegte Natursteinbelag ist aus Sicht der Hindernisfreiheit tolerierbar. Die Fugen sind nicht größer als 10 mm, die Oberfläche eben und ohne vorstehende Kanten. Bei Materialwechseln ist es wichtig, dass regelmässig überprüft wird, ob der Übergangsbereich weiterhin plan verläuft. 

(Galliker und Riva Architekten AG, Luzern)


Erschliessung bis zur Wohnung. Wo ein Wille ist…

Da eine Unterbringung der Aufzüge im bestehenden Gebäude nicht möglich war, wurde die Lösung gewählt, die Aufzugstürme als Teil einer neuen raumhaltigen Fassadenschicht aussen anzubringen. Ermöglicht wurde dies nicht zuletzt auch durch die Baubehörde der Stadt Luzern, die im Sinne des hindernisfreien Bauens einen Ausnützungsbonus gewährte.

(Foto: Hindernisfreie Architektur)


Erschliessung bis zur Wohnung. …ist ein Weg zum Aufzug.

Vom Treppenhaus aus sind die Aussenaufzüge über neue Erschliessungskorridore zu erreichen…

(Foto: Hindernisfreie Architektur)


Erschliessung bis zur Wohnung. …die zum Liftvorplatz führen. Vor Wetter geschützt, bietet er genügend Freiraum zum Manövrieren mit einem Rollstuhl oder grösseren Gegenständen. Einziger Wermutstropfen ist die Lage der Ruftaste: damit diese auch im Rollstuhl problemlos erreichbar ist, dürfte sie maximal 25cm in der Türnische zurückversetzt angeordnet werden. Detaillierte Angaben dazu finden sich im Merkblatt 020 «Aufzugsanlagen»

(Foto: Hindernisfreie Architektur)


Erschliessung bis zur Wohnung. Ankommen im Wintergarten

Über den neuen privaten Wintergarten gelangt man mit dem Lift in die Wohnungen. Im Sinne der Förderung von hindernisfreien Umbauten im Bestand wurden Lift und Vorplatz von der Überbauungsziffer ausgenommen. In Verbindung mit einem Wintergarten-Bonus konnte auf diese Weise eine großzügige Raumschicht geschaffen werden, die auch für Menschen im Rollstuhl Raum für individuelle Gestaltung bietet.

(Foto: Hindernisfreie Architektur)


In der Wohnung. Schwellenräume statt Bodenschwellen

Inspiriert durch die Entwürfe von Lacaton & Vassal, schafft die raumhaltige Fassadenschicht einen klimatischen Puffer zwischen den gedämmten und beheizten Innenräumen und dem Aussenraum und fungiert zugleich als Schwellenraum zwischen unterschiedlichen Graden der Exponiertheit – ganz ohne Bodenschwellen.

(Foto: Hindernisfreie Architektur)


In der Wohnung. Hinein- und Hinauswohnen ohne Schranken

Die Zugangstür zum Wintergarten ist auch die Eingangstür zur Wohnung, wenn man mit dem Aufzug kommt. Sowohl die Durchgangsbreite als auch die Schwellenhöhe von weniger als 25 mm gewährleisten ein ungehindertes Passieren mit Rollstuhl oder Rollator. Da sich das Fenster in diesem Fall im Wintergarten befindet und somit nicht der Witterung ausgesetzt ist, wurde das Schwellendetail hier ohne Entwässerungsrinne ausgeführt. Detaillierte Angaben zu Fenstertürschwellen finden sich im Merkblatt 031 «Fenstertürschwellen, Rollstuhlgerechte Ausführung».

(Foto: Hindernisfreie Architektur)


In der Wohnung. Aus zwei mach eins. 

Küche und Wohnzimmer, früher zwei getrennte Räume, wurden zu einem grossen Raum zusammengelegt, der von den Bewohnerinnen und Bewohnern weiter zoniert werden kann.  Eine Person im Rollstuhl kann sich den Raum entsprechend der benötigten Manövrierfläche einrichten.

(Foto: Hindernisfreie Architektur)


In der Wohnung. Stauraum mit Wendeplatz.

Der Wohnungseingang auf der Treppenhausseite führt in einen Korridor mit Garderoben- und Einbauschränken, die bereits zur Standardausstattung gehören. Die Fläche lässt das Wenden mit dem Rollstuhl zu und es ist genügend Platz vorhanden, z.B. für das Abstellen von Hilfsmitteln vor der Wohnungstür, wenn die betroffene Person ohnehin den aufzugseitigen Eingang benutzt.

(Foto: Hindernisfreie Architektur)


In der Wohnung. Zeitlich bedingt verschieden gross. 

Wohnbauten spiegeln immer auch zeitbedingte Idealvorstellungen von Haushaltsformen wider - an den unterschiedlichen Türbreiten ist etwa die für diese Zeit typische Anordnung mit kleinem Kinderzimmer und grossem Elternschlafzimmer lesbar. Diese Hierarchisierung widerspricht dem heutigen Verständnis von Design für Alle und führt zu einem Hindernis, da für das Passieren mit dem Rollstuhl alle Türen eine nutzbare Breite von mindestens 80 cm aufweisen müssen. Bedauerlich ist in diesem Fall, dass die vorhandene Raumzonierung eine Verbreiterung der kleineren Tür praktisch nicht zulässt und somit einen grösseren Eingriff bedeutet hätte.

(Foto: Hindernisfreie Architektur)


In der Wohnung. Normal, aber anpassbar. Diese Standard-Einbauküche erfüllt die wenigen Voraussetzungen, die nötig sind, damit im Bedarfsfall Anpassungen möglich sind. Zusammenhängende Arbeitsfäche zwischen Küche und Spüle, damit eine Person im Rollstuhl z.B. nicht heisse Pfannen hin- und her tragen muss, eine Küchenkombination mit mehr als fünf Elementen, sodass die Arbeitsfläche unterfahrbar gemacht werden kann und genügend Manövrierfläche vor der Arbeitsfläche. Detaillierte Angaben finden sich in der Richtlinie «Wohnungsbau hindernisfrei – anpassbar», 2023

(Foto: Hindernisfreie Architektur)


In der Wohnung. Beim Umbauen auch Hürden abbauen! Es gibt Stellen, die wir unzählige Male am Tag passieren. Schwellenlose Übergänge von einem Raum zum anderen erleichtern allen Menschen das Leben. Für Personen im Rollstuhl bedeutet dies, dass sie die Räume überhaupt erst erreichen und nutzen können. In Neubauten sind schwellenlose Zimmertüren heute praktisch Standard, im Bestand ist die Beseitigung von Höhenunterschieden und Türschwellen so weit wie möglich anzustreben. Dass dies auch möglich ist, zeigt der vorliegende Fall, in dem bei der Erneuerung der Fussböden durchgängig ebene Raumübergänge geschaffen wurden.

(Foto: Hindernisfreie Architektur)


In der Wohnung. Platz schaffen: Das ist eine Frage der Organisation.

Dieses Beispiel zeigt, wie in bestehenden Gebäuden durch geschickte Neuordnung der Flächen mehr Platz am richtigen Ort geschaffen werden kann. Neben dem bestehenden Badezimmer befand sich ein kleiner Raum, der als Abstellkammer diente. Bei der Neugestaltung wurde entschieden, diesen Raum dem Bad zuzuschlagen, da auch keine tragende Wand dazwischen war. Statt einer Badewanne wurde eine flache Duschwanne eingebaut und als Ausgleich im Korridor Platz für einen Einbauschrank geschaffen. Das Ergebnis ist ein immer noch nicht ideales (reduzierte Raumbreite im Duschbereich), aber besser proportioniertes Bad für alle, mit genügend Platz vor den Sanitärgeräten, um mit dem Rollstuhl zu manövrieren. Bei Bedarf können mit wenig Aufwand Anpassungen vorgenommen werden, wie z.B. das Waschbecken für den Rollstuhl unterfahrbar zu machen, indem der Schrank darunter entfernt wird, die Glastrennwand zu entfernen, um einen besseren Zugang zur Dusche zu erhalten oder Haltegriffe an den Wänden anzubringen - idealerweise, wenn diese bereits mit Innenverstärkungen versehen sind.